Fit to fly – fit to talk?

Wir alle haben in der Ausbildung einmal richtig Funken gelernt. Aber wie fit fühlen wir uns im entscheidenden Moment? Und wie viele Luftraumverletzungen entstehen, weil die Piloten nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht zum Sprechfunk greifen?

Autorin: Dagmar Hollerer

Wir wissen es alle: Am Boden funktioniert die Kommunikation wie am Schnürchen, unser Gehirn arbeitet auch unter Volllast mehrheitlich einwandfrei. Sobald wir uns aber in die Lüfte schwingen, ändern sich die Vorzeichen und auf einmal sind wir nur noch halb so klug wie zuvor.

Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, arbeiten wir im Cockpit mit Checklisten und trainieren die Notfallverfahren mit viel Drill, um im Fall der Fälle gerüstet zu sein.

Wie sieht es aber mit dem Flugfunk aus? Wer hat zum Beispiel eine Checkliste für Funksprüche auf dem Kniebrett? Und wie sieht es mit dem Drilltraining im Sprechfunk aus? Mit dem Flugfunk verhält es sich nicht anders als mit jeder Fremdsprache oder auch mit dem Spielen eines Musikinstruments: Wirklich virtuos und sicher fühlt man sich nur mit dem nötigen Training im Rucksack.

Folgende drei Komponenten beeinflussen die Qualität des Sprechfunks:

Basics (Wortschatz und Strukturen)

Erstaufrufe (Aufbau)

Luftraumstrukturen (Zuständigkeiten).

Basics: schnell erlernt und schnell vergessen

Diese werden während dem RTF-Kurs erlernt und geraten bei Nichtgebrauch schnell wieder in Vergessenheit. Checklisten helfen hier wenig; nur die regelmässige Anwendung im Flugalltag und ein bewusstes Drilltraining versprechen nachhaltigen Erfolg. Eine Möglichkeit für dieses Drilltraining bietet die APP «RTF for pilots», mit welcher kurze und effiziente Readbacks in englischer, deutscher und französischer ICAO-Standard-Phraseologie trainiert werden können.

Erstaufrufe

Auswendig ist gut, Checklisten sind besser. Ein korrekter Erstaufruf ist die Visitenkarte des Piloten und kann so manche Türe öffnen – oder auch schliessen. Wer erinnert sich nicht an das mühsame Erlernen der diversen Erstaufrufe! Dabei kann man genau hier Ressourcen sparen. Erstaufrufe lassen sich perfekt mit einer laminierten Checkliste, massgeschneidert für jeden Flug, vorbereiten. Ein Beispiel einer solchen Checkliste und eine Zusammenfassung der aktuellen Standardaufrufe finden Sie auf der Homepage von www.fly-t.ch/rtf-aktuell.

Luftraumstruktur beachten

Der Luftraum wandelt sich von Jahr zu Jahr. Das zwingt uns Piloten, am Ball zu bleiben. Bei jeder Neuausgabe der ICAO-Karte geht das grosse Suchen los: Was hat sich diesmal wohl geändert?

Was sich aber definitiv nicht ändert, sind die Ansprechpartner für die einzelnen Luftraumtypen bzw. Klassen und natürlich die entsprechenden Erstaufrufe:

CTR: Tower

MIL TMA CH: Tower

TMA BE: Approach

TMA ZH, GE, BS: Information (INFO kann die Koordination mit den zuständigen ATC-Stellen übernehmen)

Luftraum C: ALPS RADAR (ausserhalb TMA ZH&GE)

Luftraum G & E: Information.

Der Luftraum ist verletzlicher denn je. Im Jahr 2022 haben die Luftraumverletzungen gar um 25 % zugenommen. Das darf nicht sein!

Einige Safety-Tipps

Aktuelles Kartenmaterial und neuste GPS-Datenversion benutzen.

Mindestens 2 NM Sicherheitsabstand lateral oder 100 ft vertikal zu Luftraumgrenzen einplanen.

Wind und Druckverhältnisse bei der Flugplanung berücksichtigen.

Mit ATC oder INFO Kontakt aufnehmen.

Die INFORMATIONS-Frequenzen sind oft stark belastet, so dass einem die Lust aufs Funken schon ab und zu ein bisschen vergehen kann. Aber es gibt mindestens drei gute Gründe, den Kontakt trotzdem zu suchen:

Erste Hilfe und Kontaktstelle bei Schwierigkeiten, egal ob technischer, navigatorischer oder meteorologischer Natur.

Traffic Information (as far as practicable): Auch wenn nicht jeder Verkehr gemeldet werden kann … ich bin froh für jeden Input.

Und last but not least: Funkpraxis pflegen.

Funkpraxis pflegen – aber wie bitte?

Eine Möglichkeit, sich funktechnisch wieder à jour zu bringen und Berührungsängste mit der ATC abzubauen, bietet neben einem RTF Refresher-Kurs auch das Online Trainingstool «VFR RTF for pilots» (siehe unten). Neben dem Funkverkehr zwischen Pilot und ATC findet man unter NOTES viele Tipps und Tricks zur Anwendung der RTF inklusive den korrekten Aufbau der Erstaufrufe.

Packen wir’s an! Dieses Jahr produzieren wir 25 % weniger Luftraumverletzungen als im Vorjahr. Ein bisschen mehr Abstand, ein bisschen mehr Funken macht vielleicht schon den Unterschied.

Dagmar Hollerer erwarb 1999 das CPL und hat seitdem verschiede Ratings erworben. Sie ist sowohl als Fluglehrerin tätig, wie auch als Ausbildnerin RTF im Profi- und Freizeitbereich (oder alternativ RTF VFR und IFR). Zusammen mit Christoph Karthaus hat sie das Online-Trainingstool «VFR RTF for pilots» und die APP «RTF for pilots» entwickelt, welche auf www.fly-t.ch bestellt werden können.